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Die Ahnenforschung boomt, und das aus gutem Grund. Jeder zweite Deutsche scheint auf einer Mission, die Heldengeschichte seines Familienclans zu entschlüsseln. Vielleicht war Opa doch kein langweiliger Büroangestellter, sondern heimlich ein Kreuzritter? Und könnte es nicht sein, dass Tante Gertrud eine illegitime Verbindung zu irgendeinem obskuren Adelsgeschlecht hatte? Doch Achtung: Die Wahrheit, die dabei ans Licht kommt, ist selten so glamourös, wie wir es uns erträumen.
Statt stolzer Ritter und edler Damen wimmelt es in den staubigen Archiven oft nur so von armseligen Bauern, die sich nach der harten Feldarbeit wahrscheinlich gegenseitig die Kartoffeln stahlen. Die so oft erhoffte Abstammung von den „von und zu“ bleibt meist ein frommer Wunsch, der sich höchstens in einer übergewichtigen Stammesältesten äußert, die aus Langeweile das Familienbuch selbst fälschte.
Was uns jedoch wirklich zu denken geben sollte, ist nicht nur diese Enttäuschung. Nein, es ist die Tatsache, dass wir in einem kollektiven Wahn ausbrechen, wenn es darum geht, unseren genealogischen Stammbaum zu pflegen. Plötzlich ist der Urgroßvater, der nachweislich nur ein paar Ziegen in die falsche Richtung trieb, ein „Hüter der Landesgrenze“ oder gar „Kaiserlicher Botschafter“. Dabei war er einfach ein Typ, der sich regelmäßig verirrte und im Wirtshaus hängen blieb.
Was bleibt also von diesem Erbe? Bauern, Tagelöhner und – ja, da sind sie wieder – Kleinkriminelle. Was haben wir uns bloß erwartet? Dass ausgerechnet wir, die wir gerade den dritten Kaffee des Tages in der hippen Homeoffice-Küche schlürfen, von „großen Männern und Frauen“ abstammen? Sicher nicht. Unsere Vorfahren waren bodenständige Menschen, die sich nicht zu schade waren, das zu tun, was nötig war. Aber nun wollen wir unbedingt „edle Blutlinien“ entdecken, als hätte es irgendeinen Einfluss darauf, wie viele Follower wir auf Instagram haben.
Die Ahnenforschung ist ein bisschen wie Lotto: Die Chancen auf den Hauptgewinn – einen Ritter, einen Grafen, oder wenigstens einen Dichter – sind so gering, dass man sich besser gleich die Bauernschaft im Hinterkopf behält. Oder, um es anders zu sagen: Es gibt keine Edelleute, nur Menschen, die zu viel Zeit damit verbringen, nach ihnen zu suchen.
Und hier kommt die wahre Frage: Warum tun wir das? Ist es der Drang, unserer bedeutungslosen Gegenwart zu entfliehen? Möchten wir uns selbst aufwerten, indem wir in die Vergangenheit schauen, anstatt uns mit der Banalität unseres eigenen Lebens auseinanderzusetzen? Ist der Instagram-Feed unserer Ahnen so viel aufregender als der unserer besten Freundin?
Am Ende des Tages bleibt eines gewiss: Wir sind das Produkt von Generationen, die hart gearbeitet, Fehler gemacht und überlebt haben – und nicht das glamouröse Ergebnis eines mittelalterlichen Reality-Dramas. Und vielleicht, nur vielleicht, ist das genau das, was uns wirklich stolz machen sollte.
Also, ihr Ahnenforscher: Habt Spaß beim Graben, aber stellt euch darauf ein, dass ihr eher auf einen Dorftrottel als auf einen König stoßt. Das ist okay, denn wer weiß – vielleicht war der Trottel am Ende der interessantere Typ.
😉 Dein Satire-Sherlock in genealogischer Mission